Bis zum Schluss wurde an Bord der W.B.Yeats noch gearbeitet, letzte Nachbesserungen vorgenommen, der Durchlauf der Klima-Anlage getestet. Doch schließlich hieß es bei der Flensburger Schiffbaugesellschaft (FSG) am Mittwoch: Das Schiff wurde an den neuen Eigentümer übergeben. Künftig soll es für die Irish Continental Group, die die Fährlinie Irish Ferries betreibt, zwischen Dublin und Frankreich im Einsatz sein.
Für die FSG ist damit ein wichtiges Kapitel beendet. Denn die W.B. Yeats ist nicht irgendein Schiff. Vielmehr steht sie für einen Kurswechsel, den das Unternehmen vollzogen hat — und auch weiterhin vollzieht. Und die W.B. Yeats steht im wahrsten Sinne des Wortes auch für einen Neuanfang. Wenngleich einen sehr harten.
2016 hatte Geschaftsführer Rüdiger Fuchs das Ruder in Flensburg übernommen. Damals stand es Spitz auf Knopf an der Förde, die Werft kurz vor der lnsolvenz. Inzwischen arbeitet sie sich in die schwarzen Zahlen zurück.
Über elf Decks verfügt die Fähre, bietet Raum für 1800 Passagiere. Es gibt behindertengerechte Kabinen und drei Presidential-Suiten am Heck des Schiffes. Der eigentliche Clou – und zugleich Herausforderung – ist jedoch: Es ist eine der ersten Fähren in Europa, die nach der Safe-Return-to-Port-Vorgabe gebaut wurde, was eine besondere Sicherheit verspricht, technisch aber eine Herausforderung war.
„Wir sind mehr als glücklich, dass wir das Schiff heute zur Ablieferung gebraucht haben“, sagte Rüdiger Fuchs am Mittwoch und dankte besonders den Mitarbeitern. Zuvor hatte er nach eigenen Angaben ein Vier-Augen-Gespräch mit dem Chef der Reederei geführt. Für die Verzögerungen habe er sich noch einmal in aller Form entschuldigt, erzählte er. „Ich kann aber auch sagen, dass wir ein exzellentes Schiff abliefern.“
Das perfekte Schiff
Gemessen an den Zulassungserfüllungen ist es Fuchs zufolge sogar perfekt. Und das aus dem Stand. Denn gerade einmal fünf Passagier-Schiffe hat die FSG bis dato gebaut gehabt — kein einziges hatte nur annähernd die Dimensionen der W.B. Yeats., die über ein Restaurant, einen Cafe-Bereich, ein kleines Kino verfügt. Um nicht weniger als 13.000 Quadratmeter Ausbauflache ging es. „In diesen Dimensionen ist das neu gewesen“, sagt Schiffbauingenieur Heiko Krüger. Dass die Werft Lehrgeld bezahlt habe, räumt Fuchs ein.
Die nächsten Schritte werden indes nochmals größer. Schon im Januar hatten die Iren beispielsweise mit dem Bau einer Kreuzfahrtfähre einen weiteren Auftrag nach Flensburg gegeben. Auch bei diesem Schiff soll es einige Superlative geben. Mit einem Finanzierungsvolumen von rund 165 Millionen Euro war es nicht nur der bis dato größte Auftrag in der Geschichte der Werft, mit 67.300 BRZ (Bruttoraumzahl) soll es auch die größtee Kreuzfahrtfähre der Welt werden. Zum Vergleich: Die W.B. Yeats, die bislang größte in Flensburg gebaute Passagier- und Autofahre, bringt es auf rund 55.000 BRZ. Die Erfahrung aus deren Bau wird helfen.
An Bord der W.B.Yeats gibt es auch eine Teenager-Lounge. „Gibt es WLan?“, fragte jemand als Anspielung auf die häufigste Frage junger Menschen heutzutage bei einer letzten Begehung. „Ja, gibt es“. antwortete ein Werft-Mitarbeiter. In den kommenden Tagen soll die W.B. Yeats Flensburg verlassen.